Ein Karren voller Geschichten - auf den Spuren jenischer Fahrender

Im September 2024 begibt sich Marco Buckovez, Obmann des Vereins Jenische in Österreich, auf eine Reise durch Tirol - ausgestattet nur mit dem Nötigsten verstaut in einem einfachen Handkarren. Damit spürt er einerseits der Erfahrung seiner Vorfahren nach, die früher noch von Ort zu Ort gezogen sind, um Waren wie Körbe, Besen, Schirme oder Dienstleistungen wie Pfannenflicken, Messerschleifen anzubieten.
Andererseits ist das Ziel, ins Gespräch zu kommen und über Erzählungen von Geschichten lokaler Jenischer, unterfüttert mit Material aus dem Jenischen Archiv, den stereotypen Darstellungen von Jenischen ein realistischeres Bild entgegenzustellen.

Jenische - Jenseits von Stereotypisierung und Romantisierung

Früher zogen Jenische in Familienverbänden durch das Land, um den Sesshaften ihre Arbeitskraft und handwerklichen Fähigkeiten anzubieten. Mit ihrer eigenen Lebensweisen, einer eigenen Sprache und eigenständigen kulturellen Traditionen waren sie eine soziokulturelle Minderheit, die schon früh diskriminiert und zur Sesshaftigkeit gezwungen werden sollten.
Im Nationalsozialismus wurden Jenische als sogenannte „Asoziale“ verfolgt und ermordet. Doch auch nach 1945 bis in die jüngste Vergangenheit nahm die Unterdrückung und Gewalt kein Ende, etwa durch willkürliche Gefängnisstrafen oder Kindswegnahmen, bei der die ihren Familien entrissenen Kinder in anerkannten Institutionen systematisch gequält, geschlagen und erniedrigt wurden. Heute setzt sich der Verein Jenische in Österreich gemeinsam mit der Initiative Minderheiten Tirol für die Anerkennung und Sichtbarmachung der Jenischen Gegenwart und Vergangenheit sowie des Beitrags der Jenischen zur Tiroler Geschichte ein - jenseits von herabwürdigender Stereotypisierung und Romantisierung der fahrenden Lebensweise.

*Der Titel ist eine Anspielung auf das berühmtes Gedicht des jenischen Dichters und Aktivisten Romed Mungenast:
„Kneisesch, Gadsche, d’Jenischen?“ was übersetzt so viel heißt wie: „Verstehst du, Sesshafter, die Jenischen?“