DIE KARNER

Die Karner sind ein landfahrendes Volk, die mit ihrem Karren dem sg. „Hoamatle“ durch die Straßen ziehen. Das Karnervolk besteht aus der Karnermutter, dem Karnervater und einer ganzen Menge von Söhnen mit ihren Frauen, Töchter mit ihren Männern, und auch Nachwuchs ist schon vorhanden.

Jeder der Männer hat ein Geschäft, es gibt unter anderen: Pfannenflicker, Scherenschleifer, Besenbinder, Korbflechter, Schirmmacher und ähnliche Berufe, Gekocht wird auf offenen Feuer auf der Straße. Die Bekleidung der Karner ist entsprechend ihren Berufen ausgewählt. Besonders originell die wunderbaren Larven der Karner, die in dieser Form sicher nirgends zu sehen sind. Ihre Heimat der zweirädrige Karren ist mit einer Blache überspannt, in der Mitte thront die Karnermutter, während der Karnervater zwischen den zwei Deichseln, der Londe, für die Lenkung des Gefährtes verantwortlich ist.

Alle Mitglieder müssen Hand anlegen, wenn der Karren durchs Dorf zieht. Eine Ziechorgel für die nötige Musik darf natürlich nicht fehlen. Der Karren wird nach dem Umzug vor den Gasthäusern abgestellt, Leute aus dem Publikum versuchen diesen dann zu stehlen, zu verziehen. Die Karner sind natürlich auf der Hut und die Diebe werden meistens gleich eingefangen und einer entsprechenden Strafe zugeführt, das heißt sie werden in den Karren gezerrt und haben ihren Obolus zu entrichten.

Historischer Hintergrund:

Jenische - Als Karrner und Lahninger in den Fasnachten

Jenische leben in Europa und in ganz Österreich, sie sind eine transnationale Minderheit. Der Europäische Jenische Rat spricht von ca. 500.000 Jenischen in Europa. Jenische haben eine eigene Sprache, das Jenische. Es wird traditionell nur innerhalb der Familien weitergegeben. Die jenische Kultur ist eine mündlich überlieferte und fand bisher kaum Eingang in die GeschichtsSCHREIBUNG. Wahrgenommen werden die Jenischen stets, wie es dem jeweiligen Zeitgeist der sie umgebenden Mehrheitsgesellschaft passt: als "Vogelfreie" und "Fahrendes Volk" im Mittelalter, als "Heimatlose", "Nichtsesshafte", "Arbeitsscheue", "Asoziale", "Widerständige", "Verwahrloste", "Minderwertige" und "Kärrner" im 19. und 20. Jahrhundert, als soziale Randgruppe oder "unsichtbare Ethnie" im 21. Jahrhundert. Die Jenischen sind ein wichtiger Teil Österreichs und dessen Geschichte. Sie lebten immer schon hier. Eine Minderheit, deren Geschichte von Armut und Diskriminierung, von Ausgrenzung und Marginalisierung, von Vertreibung, Verfolgung und Vernichtung geprägtist, aberauchvonAssimilation und Integration, vontotalerAnpassung biszum kulturellen Vergessen.

Eine Geschichte der Ausgrenzung, Verfolgung und Diskriminierung
Im kollektiven Bewusstsein der österreichischen Jenischen ist gespeichert, was der Mehrheit neu sein dürfte: Dass selbst in der Zweiten Republik Diskriminierung und Ausgrenzung von Jenischen in Österreich fortgesetzt wurden, die Maßnahmen gegen Jenische und das Unrecht an ihnen polizeilich, gewerblich, justiziell, administrativ, medizinisch, psychiatrisch-heilpädagogisch, fürsorgerisch, schulisch. Ohne (Schuld)Bewusstsein von Politik, Behörden, Ämtern, Medizin, Wissenschaft und Gesellschaft, ohne Wiedergutmachung oder auch nur einer Entschuldigung. Die Anerkennung in Österreich und in Europa sehen wir als längst fälligen Schritt zur späten Rehabilitation der Jenischen, ihrer Kultur und Geschichte.

In manchen Fasnachten, so auch in Nassereith, werden die Jenischen dargestellt. Die übertriebene und klischeehafte Art und Weise wurde oft kritisiert und hat dazu geführt, dass die Karrner-Gruppe in Nassereith auf beleidigende Ausdrucksweise verzichtet. Dass Jenische Eingang in Fasnachten gefunden haben, zeigt jedoch, dass sie einst wichtiger Teil der Gesellschaft waren - und beweist somit ihre Bedeutung in der Geschichte.

Im Museum des Nassereither Fasnachtshauses ist uns die Vermittlung des Wissens rund um Jenische ein großes Anliegen.
Mehr Informationen zum Verein zur Anerkennung der Jenischen in Österreich und Europa gibt es hier.